Lourdes Pilgerverein

Es gibt nichts Gutes - aussert man tut es!

Jahresprogramm 2023

Rückblick: Wallfahrt vom 2. September 2023

Wallfahrt nach Bourguillon/Bürglen und Tafers am Samstag, 2.9.2023

Am Samstagmorgen, 2. September 2023 trafen wir uns, 34 Pilgerinnen und Pilger, wie gewohnt im Bus zur Herbstwallfahrt. Pater Bernard aus Nigeria, der uns geistlich begleitete, eröffnete die Wallfahrt mit einer Andacht und dem Reisesegen: „Gott, du hast deinen Knecht Abraham auf allen Wegen unversehrt behütet. Du hast die Söhne und Töchter Israels auf trockenem Pfad mitten durch das Meer geführt. Durch den Stern hast du den Weisen aus dem Morgenland den Weg zu Christus gezeigt. Geleite auch uns auf unserer Wallfahrt nach Bourguillon und Tafers. Lass uns deine Gegenwart erfahren, mehre unsern Glauben, stärke unsere Hoffnung und erneuere unsere Liebe. Schütze uns vor allen Gefahren und bewahre uns vor jedem Unfall. Führe uns glücklich ans Ziel unserer Fahrt und lass uns wieder unversehrt nach Hause zurückkehren. Gewähre uns schliesslich, dass wir sicher das Ziel unserer irdischen Pilgerfahrt erreichen und das ewige Heil erlangen. Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn. Amen. – Es segne und behüte uns alle der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist! Amen.“

Unterwegs beteten wir den Rosenkranz. In Bourguillon angekommen verweilten wir vor der Eingangstüre der Wallfahrtskirche, über der sich ein Fresko mit der Darstellung der Verkündigung befindet. Unsere Präsidentin, Francine Locher, trug die entsprechende Stelle aus dem Lukas-Evangelium vor (Lk 1,26-38). Die Antwort Mariens auf die Botschaft des Engels (Lk 1,38) ist eindeutig und heilsgeschichtlich von zentraler Bedeutung: Maria sprach, „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort“  (Lk 1.38). Im Kircheninnern erkannten wir rasch das Gnadenbild Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel über dem linken Seitenaltar, das geistliche Zentrum der Wallfahrtskirche. Es handelt sich um eine aus dem 14. Jahrhundert stammende Marienfigur, die aus einer Werkstatt aus Köln stammen soll. Zuerst befand sie sich im nahe gelegenen  Siechenhaus (einem Spital für Aussätzige, deren es damals in der Schweiz sehr viele gab) und wurde 1465 in die neue Muttergottes-Kapelle, d.h. in die heutige Kirche übertragen. Dieses Ereignis ist auf dem Glasgemälde vorn rechts im Kirchenschiff festgehalten mit der Inschrift: „Transfert de la statue miraculeuse de l’ancienne leproserie à la nouvelle chapelle“. In diesem geschichtsträchtigen, im Verlauf der Jahrhunderte von unzähligen hilfesuchenden Pilgerinnen und Pilgern aufgesuchten Marienheiligtum feierte Pater Bernard mit uns die Heilige Messe und hielt eine einprägsame marianische Predigt. Er ermahnte uns, Sorgen und Nöte Jesus durch Maria vorzutragen – wir brauchen das Rosenkranzgebet und die vielen herkömmlichen marianischen Andachten.

Der zweite Schwerpunkt unserer Wallfahrt war Tafers, seit Jahrhunderten bedeutender Ort für die Jakobspilger. Im Gasthof St. Martin genossen wir ein feines Mittagessen, dabei bot sich reichlich Gelegenheit zu guten Gesprächen. Anschliessend hielt Pater Bernard mit uns eine Marienandacht vor einer altehrwürdigen Pietà in der Pfarrkirche St. Martin, an der Orgel begleitet von Marius, einem verdienten einheimischen Jakobspilger, der uns im Verlauf des Nachmittags zusammen mit einem weiteren Jakobspilger, Franz, die Bedeutung von Tafers für den Jakobsweg erläuterte: Seit etwa 400 Jahren existiert die Jakobsbruderschaft Tafers, heute unter dem Namen Gruppe Santiago, welche sich u.a. um die sich unterwegs befindenden Jakobspilger kümmern. Eindrucksvoll ist die neben der Kirche gelegene St. Jakobskapelle mit dem 8-teiligen Bilderzyklus zum Galgen- bzw. Hühnerwunder, das sich am Jakobsweg in Toulouse ereignet haben soll (1): „Zwei Pilger, ein Vater und sein Sohn, übernachten auf dem Weg nach Santiago in Toulouse. Weil der Sohn auf das Werben der Wirtstochter nicht eingeht, versteckt der böswillige Wirt einen kostbaren Becher in der Pilgertasche des Vaters. Der Wirt eilt ihnen nach und beschuldigt sie des Diebstahls. Dann wird der Vater zum Tod verurteilt. Der Sohn anerbietet sich, anstelle des Vaters die Todesstrafe auf sich zu nehmen und wird öffentlich  gehängt. Der Vater setzt seine Pilgerfahrt fort und betet am Grab des Hl. Jakobus in Santiago flehentlich um Gerechtigkeit. Auf der Rückreise findet er seinen Sohn lebend am Galgen. Der Hl. Jakobus hat ihn während der ganzen Zeit gestützt und gehalten. Man schenkt der Geschichte des Vaters keinen Glauben. Der verbrecherische Wirt spottet, sein Sohn sei etwa so lebendig wie die Hühner am Bratspiess. Auf diese Bemerkung hin flattern die  zuvor gebratenen Hühner davon. So erkennen die Leute den wahren Schuldigen und der Wirt wird an den Galgen gebracht.“ Eine ähnliche Legende findet sich in der Legenda aurea des Dominikaners Jacobus de Voragine (1228 –1298) (2).

Dankbar, auch für das durchwegs strahlende Wetter, verliessen wir diesen schönen, vom heiligen Apostel Jakobus, Bruder des Apostels und Evangelisten Johannes, geprägten Ort Tafers. Wir freuten uns sehr darüber, dass wir auch dieses Jahr von Heinz Wyss (Oberland Reisen) sicher und sorgfältig chauffiert wurden. Die Strecke von Tafers bis zum Autobahnanschluss Flamatt führte durch liebliche Landschaften und malerische Orte des deutschfreiburgischen Hinterlands.

Allen, die zum guten Gelingen dieser gnadenreichen Wallfahrt beigetragen haben, besonders Herrn Pater Bernard und unserem stets hilfsbereiten Chauffeur Heinz Wyss danken wir alle herzlich.

Nikolaus Zwicky-Aeberhard