Kontemplation in der Kapelle St. Marien

Kontemplation am 4. April, 19.30-20.30 Uhr in der Kapelle.

„Gott geht alle Wege mit“.  

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen
Leg ich meinen Tag in Deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein Morgen,
sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,
bin aus Deinem Mosaik ein Stein.
Wirst mich an die rechte Stelle legen,
In Deine Hände bette ich mich ein.    
Edith Stein

Edith Stein schrieb das Gebet. Sie war ursprünglich Jüdin, war wissenschaftlich-philosophisch tätig, wurde Karmelitin. Sie starb am 9. August 1942 in Auschwitz. Im Gebet liegt letztliches Vertrauen und ihre ganze Anheimgabe. Das Gebet setzt ganz auf Gott – sie weiss um die Unberechenbarkeit des Lebens, welche auch uns heute jäh neu bewusst wird anhand der brennenden Fragen unserer Zeit. Da ist ein Blickwinkel, der alles zulässt, selbst einen schweren Kreuzweg. Wie viele Menschen sind auch heute auf einem erschütternden Kreuzweg! Der Karfreitag lässt sich nicht ausblenden. 

Erfolgte die Hingabe-Bereitschaft von Edith Stein auf der Abgründigkeit ihrer Zeiterfahrungen im 2.Weltkrieg, welche am Ende ihr Lebensopfer forderte? Ich wünschte mir, hineinzuwachsen in ein letztlich tragendes Vertrauen auch in guten Tagen, erschrecke aber heute am Karfreitag mit Blick auf Jesu Kreuz und die heutigen Kreuzwege.  Mir graut vor den Umständen, welche zum heroischen Akt der Selbsthingabe führten.

Auch Jesus musste als Mensch den Kreuzweg über die Angst im Ölgarten und die Verlassenheit im Todesleiden gehen, bis zu seinen letzten Worten des Vertrauens im Sterben. 

Wie finden wir zum Urvertrauen zu Gott, der ALLES in seinen Händen hält, der auch heute alle Wege mitgeht, unseren menschlichen Händen das Geschenk der Liebe anvertraut, wirken und unter uns sein möchte, inclusive unserer Freiheit? Die Freiheit? Sie trifft uns mit allen Konsequenzen auch als Mitmensch und im Mitmenschen.

In Verkürzung zitiere ich einen Menschen kurz vor seinem Tod.

Kardinal Martini ist 2012 verstorben. Seine Worte kurz vor seinem Tod: „Erst der schwere Weg des Todes macht uns fähig, Gott vollständig und ohne Notausgang zu vertrauen. Der Tod zwingt (mich) zu einem endgültigen Akt des Vertrauens.“

Edith Stein unterfängt in ihrem Gebet die Angst vor Selbstverlust.

„Urvertrauen ist letztlich älter als Urangst. Urvertrauen liegt unter der Urangst,“ so sagt Monika Renz, Begleiterin und Forscherin an den Stellen von Grenzerfahrungen und an unzähligen Sterbebetten.

„Christus geht uns voran.“

Wir haben den Jüngern und Jüngerinnen am Karfreitag ein unsägliches Geschenk voraus. Es ist das Wissen: 3 Tage nach dem Karfreitag feiern wir Ostern – da ist letztliche Hoffnung, begründet in Jesu Auferstehung!

«An Seiner Macht der Liebe scheiterte selbst der Tod.»

Möge uns die Gnade des Loslassens geschenkt werden!

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen
Leg ich meinen Tag in Deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein Morgen,
sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,
bin aus Deinem Mosaik ein Stein.
Wirst mich an die rechte Stelle legen,
In Deine Hände bette ich mich ein.    
Edith Stein

 

Ich hoffe und vertraue
dass Deine Kraft mich begleitet,
Deine Nähe mich trägt,
Deine Gegenwart mich umhüllt,
Dein Licht mich führt,
Dein Mut mich stärkt,
Deine Barmherzigkeit mich heilt,
Deine Liebe kein „Umsonst“ kennt.
Dein Leben mich verwandelt,
Dein Sterben mich hineinholt
in Deine Auferstehung
(nach: Ute Weiner)